Wirk- und Strickwarenfabrik Louis H. Schaarschmidt - VEB Artiseda

  marcel

Chemnitz war viele Jahrzehnte ein Mekka der Textilindustrie. So ist es nicht verwunderlich, das im Umland, zum Beispiel in Oberlungwitz oder Lichtenstein, Fabriken existierten, die Strümpfe, Unterwäsche und andere Bekleidungen herstellten.



Auch in Limbach-Oberfrohna existierte viele Jahre die Wirk- und Strickwarenfabrik Louis H. Schaarschmidt an der Chemnitzer Straße. 1854 gründete er die erste Trikotage-Fabrik in Limbach. Schnell wächst die Produktion und die vorhandenen Anlagen und Räumlichkeiten stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Um das Jahr 1890 entstehen im Osten der Kleinstadt neue Produktionsanlagen. Der markante Bau im Stile des Klinkerexpressionismus prägte ab da das Ortsbild von Limbach. Der Turm entstand erst in den 1920er-Jahren. Produziert wurden zu dieser Zeit überwiegend Herrenunterwäsche, Herrengarnituren, Sportbekleidung.

Nach dem zweiten Weltkrieg wird die Produktion verstaatlicht und unter dem Namen "VEB Artiseda", an das Kombinat "Trikotage Karl-Marx-Stadt" angegliedert und fortgeführt. Nach der politischen Wende Ende der Achtziger Jahre wird das Unternehmen bis 1998 noch privatwirtschaftlich fortgeführt.

Zu DDR-Zeiten kam auch das Malimo-Verfahren zum Einsatz. Malimo steht für Mauersberger-Limbach-Oberfrohna. 1949 wurde das Verfahren entwickelt. Ursprünglich hieß das Endprodukt Kettenstichware, die Maschine zur Herstellung Kettenstichmaschine. Um das Verfahren international besser zu vermarkten wählte man die Bezeichnung Malimo. Es ist ein eigenständiges Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes aus einzelnen Fäden. Bis 1989 entstanden sieben verschiedene Malimo-Verfahren die sich auf 400 Patenten gründen.

- Malimo (Molton)
- Maliwatt (Übernähen von losen Faservliesen, zum Beispiel für Futter- und Dekostoffe)
- Malifol (Schichtträger, Fußbodenbeläge und Verpackungsmittel)
- Malipol (Frottierwaren, Plüsch, synthetische Pelze)
- Malivlies (Maschenbildung aus Fasern des vorgelegten Vlieses ohne Einsatz von Nähfaden für Beschichtungsträger, Wandverkleidungen und Dekorationsfilze)
- Schußpol (Frottierwaren, Möbelbezugsstoffe, Teppiche)
- Voltex (synthetische Pelze, Futterstoffe, Plüsch und Schlafdecken)

Dies als kleiner Exkurs :) Zurück zum Gebäude.



Die letzten 20 Jahre waren von Verfall und Vandalismus geprägt. 2018 wird das gesamte Gebäude inklusive Gelände versteigert und findet einen neuen Eigentümer. Dieser treibt die Sanierung mit dem Ziel voran, ab dem Schuljahr 2023/2024 das Freie Evangelische Limbacher Schulzentrum in den Räumlichkeiten unterzubringen.

Circa 6000 Quadratmeter Gesamtfläche, durch jahrelange Witterungseinflüsse verrostete, teilweise nicht mehr existente Stahlträger, ein undichtes Dach, vom Holzwurm zerfressene Balken, müssen ersetzt werden. Auch gilt es 185 Fenster zu erneuern. Entstehen sollen am Ende unter anderem 24 Klassenzimmer, 10 Fachkabinette für Biologie, Chemie, Physik.