Alte Rennrodelbahn Oberwiesenthal/Fichtelberg

  marcel

Wahrscheinlich dauert es gar nicht mehr so lange bis der erste Schnee auf dem Fichtelberg liegen bleibt und Wintersportfreunde aus nah und fern anzieht. Diverse Skipisten laden zum Ski fahren ein, vom Plateau des Fichtelbergs hat man einen grandiosen Blick Richtung Tschechien, Sachsen, Vogtland, bei guten Bedingungen bis zum Bayerischen Wald oder Fichtelgebirge, in ganz seltenen Fällen auch bis zum Brocken im Harz, immerhin ca. 220 km entfernt.

Vor geraumer Zeit haben wir uns hier im Blog schon mit dem Hotel Aktivist in Oberwiesenthal befasst, allerdings nicht der einzige Lost Place in einer kleinen Gemeinde wie O-Thal.

Etwas abseits der Himmelsleiter liegt die ehemalige Rennrodelbahn. Im Jahr 1958 beschloss das IOC, Rennrodeln zu den IX. Olympischen Winterspielen in Innsbruck als Disziplin aufzunehmen. Dies hatte zur Folge, das 1962 ein Leistungszentrum zur Förderung der besten Rennrodler in Oberwiesenthal gegründet wurde. Schon vier Jahre vorher wurde im Verein SC Traktor Oberwiesenthal das Rennrodeln staatlich gefördert. Ab dem Jahr 1967 begannen die Bauarbeiten für eine naturvereiste Rennrodelbahn welche aus Betonelementen bestand. Vom höchsten Startpunkt aus bis zum Ziel 1087 m lang, 18 Kurven. Das mittlere Gefälle der Bahn lag bei 9 Prozent. Schon 1969 fanden erste Wettkämpfe statt. Die komplette Abfahrt war beleuchtet.

Oberwiesenthal war mit dem Fichtelberg nicht das einzige Wintersportgebiet in der ehemaligen DDR. Oberhof im Thüringer Wald konnte ebenfalls mit guten Wintersportbedingungen aufwarten. Und so wurde dort 1972 eine Kunsteisbahn für Wettkämpfe eingeweiht, damals die modernste Anlage in der DDR. Und auch die Rennrodelbahn am Königssee in Bayern wurde auf Kunsteis umgebaut. Oberwiesenthal war damit raus, zu viele Unsicherheiten im Bezug auf Vereisung, oft zu hohe Schneemengen, gefährliche und steile Kurven mit einigen Unfällen. Der Radius von Kurve 15 stimmt zum Beispiel nicht, wurde später etwas korrigiert. Die Bahn am Fichtelberg wurde fortan nur noch für Trainigszwecke genutzt.

Nach der Wende wurden die ersten beiden Kurven abgerissen, der ehemalige Herrenstart zur Fichtelberghütte umgebaut. Die Bahn verfiel zusehends. Es sind noch einige Kontroll- und Versorgungsgebäude mit Naturstein- und Holzverkleidung vorhanden, teilweise hat man von diesen aus einen wunderbaren Blick auf das Erzgebirge. In manchen Gebäuden sind auch noch alte technische Einrichtungen zu finden.

Bilder aus August 2019