Schwimmhalle Blaue Maus Chemnitz-Bernsdorf

  marcel

Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein ;) Wir gehen baden, dafür muss man aber geübt und sollte kein Nichtschwimmer sein. Es geht in die Blaue Maus, eine Schwimmhalle ohne Kinderbereich, nur für Schwimmer geeignet. Gebaut im Jahr 1969, Bautyp "Anklam". Das Becken hat eine Größe von 25 m x 12,5 m und fasste insgesamt 512 m³ Wasser.

Bild 1 bis 3: Schwimmhalle im Juli 2017 noch im Betrieb

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Pro Besucher rechnete man mit circa 30 Liter Frischwasser pro Tag, in Summe waren das knapp 10m³. Um das gesamte Becken abzulassen benötigte man circa 4 Stunden. Sollte das Becken allerdings mit frischen Wasser gefüllt werden, brauchte das schon deutlich mehr Zeit. Wurde die Füllung mit einem C-Rohr vorgenommen, dann schaffte man das in knapp 4 Tagen, wurden nur "normale" Gartenschläuche eingesetzt bis zu 7 Tage.

Bild 1 bis 3: Nach der Schließung nach einer genehmigten Begehung. Diese fand mit dem ehemaligen Bademeister statt. Er kennt das Haus von A bis Z :)

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Auf den Bildern erkennt man gut die Unterschiede im Becken bezüglich der Fliesen. Die beiden langen Flanken sind original erhalten, die beiden Stirnseiten wurden nach Wende neu gefliest. Das lag unter anderem daran, das sich die Struktur des Beckens mit der Zeit und auch mit dem permanenten Wasserdruck verändert hatte. Es entstanden Risse, Fliesen platzten ab und mussten ersetzt werden, es wurde neu verfugt.

Bild 3: Unter dem Becken bzw. neben der langen Seite. Man sieht die deutliche Baufälligkeit und zusätzlich eingezogenen Stützen.

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Wohlfühltemperatur konnte man es wahrscheinlich nicht nennen, es waren nur 27 Grad Wassertemperatur. Es handelte sich um eine Schwimmschwimmhalle. Ja, richtig gelesen! Schwimmschwimm. Es gab keine Rutsche oder andere Belustigungen, es sollten nur Bahnen gezogen werden.

Die Halle wurde urspürunglich mit blauer Farbe gestrichen, mit der Zeit fanden aber farbliche/optische Veränderungen statt. Es kamen unter anderem Airbrushgemälde hinzu. Auch die Deckenverkleidung wurde erneuert. Diese bestand aus Wolle, welche sich durch die Feuchtigkeit in der Halle allerdings zusammenzog und dann einfach abfiel. Landete diese im Becken, sogen sich die einzelnen Deckenteile mit bis zu 20 Liter Wasser voll und waren nur schwer aus dem Becken zu entfernen. Später wurden Netze unter der kompletten Decke eingezogen, da durch Wasserballspiele immer wieder Beschädigungen verursacht wurden. Es fanden auch Trainingseinheiten in der Halle statt (Vereine, Sportausbildung der Polizei).

Bild 1 bis 3: Im Keller bzw. Technikraum

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Im Keller bietet sich für den Interessierten unter anderem der Anblick von einer Glasverrohrung. Diese wurde zu DDR-Zeiten aus Kostengründen eingebaut. Die Heizung lief damals mit 140 °C im Vorlauf, wurde aber auf 80 °C runtergekühlt. Für die Erwärmung der Luft in der Halle gab es eine Umluftanlage. Ganz am Anfang gab es sogar eine Fußbodenheizung.

Im Laufe der Zeit verschlechterte sich der Zustand der gesamten Sportanlage immer mehr. Für Erhalt und Wartung wurde Geld investiert, aber eben nur das was wirklich notwendig war. Lange gab es auch Diskussionen was mit der Schwimmhalle geschehen sollte. Im Herbst 2017 war es dann soweit und die Schließung war unabwendbar. Es gab viele Vorschläge für die Nachnutzung, umgesetzt wurde keiner bis heute. Auf dem Gelände des Freibades Bernsdorf entsteht derzeit eine Kombination aus Schwimmhalle/Spaßbad und Freibad. Eigentlich sollte es 2023 in Betrieb gehen. Das wird aber nichts, man peilt mittlerweile 2024 für die Eröffnung an. Und die Blaue Maus ist im Dornröschenschlaf versunken...

Die Bilder entstanden im Rahmen genehmigter Begehungen mit dem Sportamt und einem ehemaligen Bademeister.